Wahrheit trennt nicht. Sie deckt auf. Und manchmal wirst du erst still, bevor du frei wirst. Ein Text über das Alleinsein auf dem Weg ins Eigene.
Ich bin allein – aber nicht einsam. Ich bin in Wahrheit. Und das reicht. Ich muss nicht mehr erklären, warum ich gehe. Ich muss nicht mehr begründen, warum ich bleibe. Ich bin. Und alles, was nicht mitschwingt, fällt von selbst ab. Keine Wut, kein Groll, kein Verlust. Nur das, was übrig bleibt, wenn nichts mehr festgehalten wird.
Ich rede nicht mehr mit Menschen, nur um nicht zu schweigen. Ich sage nichts, wenn nichts zu sagen ist. Ich gehe nicht, um zu fliehen. Ich bleibe nicht, um zu gefallen. Es ist einfach still geworden. Nicht leer – still.
Die, die da sind, sind da. Nicht oft. Nicht viele. Aber echt. Kein Bedürfnis mehr nach Resonanz. Nur Klarheit. Nur Präsenz.
Ich bin nicht mehr erreichbar für Unwahrheit. Nicht, weil ich mich abschotte – sondern, weil ich niemand mehr bin, der sich einfügt, um dazuzugehören. Was nicht wahr ist, fällt durch mich hindurch. Was nicht echt ist, hat keinen Halt mehr in mir. Es ist so leicht. So unaufgeregt. So vollständig.
Es war nie ein Ziel. Nie ein Plan. Nur: ein Fallenlassen. Ein Nicht-mehr-Anhaften. Ein Zurück in das, was immer da war – unter allem. Und jetzt ist alles da. Ohne Geschichte. Ohne Konzept. Nur: das, was ist.
Wahrheit macht nicht einsam. Sie macht frei. Sie macht leer – und weit. Und in dieser Weite ist alles enthalten, was je gefehlt hat. Ich bin hier. Und das genügt.
Vielleicht stehst du genau dazwischen, wenn du diesen Text liest. Zwischen dem, was wegbricht und dem, was dich noch nicht trägt. Zwischen alten Begegnungen, die dir nicht mehr entsprechen und einem neuen Raum, der noch nicht ganz sichtbar ist. Wenn du dich fremd fühlst in deiner Umgebung, aber tief weißt, dass du endlich bei dir angekommen bist, erinnere dich:
Du bist nicht falsch. Du bist nicht allein. Du bist einfach nur auf dem Weg zurück zu dir. Die Wahrheit, die dich jetzt vereinzelt, ist dieselbe, die dich ganz macht.
Bleib da. Die Stille ist kein Ende – sie ist der Anfang.
In und aus Liebe
Christopher